Scorpions – Rock Believer

 

Scorpions – Rock Believer
Vertigo
44:31 min
Hard Rock / Heavy Metal

Um Himmels Willen, was soll denn das für ein Cover-Un-Artwork sein?!
Liebe Scorps, diese Scheibe wird sich, Downloads eingeschlossen, bestimmt mehrere Hunderttausend mal verkaufen, ist das erste offizielle Album seit sieben Jahren und bestimmt hattet ihr auch eine(n) Berater(in), oder gar zwei, für diese ersehnte Veröffentlichung.
Und dann eine schreiende Frau mit einer Tüte oder Gardine überm Kopf?
Zugegeben, das ist nicht das schlimmste Cover eurer großartigen Karriere, doch als Kompliment ist das bitte nicht zu verstehen.
Das mit den Komplimenten beginnt genau jetzt, denn alls andere an diesem Album ist einfach großartig.
Jeder einzelne Song ist ein mittlerer bis guter Hit. Dass kein Welthit dabei ist, bestätigt eher den sehr gehobenen Durchschnitt dieses immerhin Weltklasse-Albums.
Abzüglich besagter Balladen und globaler Schlager, erinnert „Rock Believer“ am ehesten an „Love at the first Sting“ und gar „Black Out“, aber mit einem sogar noch wärmeren Rock Sound versehen.
Nach dem stimmungsvollen Abgeher „Gas in the Tank“ und seinem Nachfolger „Roots in my Boots“ folgen auch melancholischere Lieder wie „Knock em Dead“ oder „Call of the Wild“ im Wechsel mit herzerwärmenden, optimistischen Rockern wie dem Titelsong und dem wohl größten Knaller des Albums, „Peacemaker“. Und ja, das letzte Lied ist eine Ballade. Sie heißt „When you know (Where you come from)“ und orentiert sich definitiv an keiner Hitparade dieser Welt.
Bewundernswert.
Das Album gibt es auch als limitierte Doppel CD mit Studio-Bonustracks. Kann man haben, aber der Hörgenuss wird auch kein Deut schlechter ohne.
Abschließend eine persönliche Entschuldigung.
Scorps, nachdem der Death Metal aufkam, und erst recht, nachdem Mitte der 1990er Jahre der quasi-elitäre Black Metal mich gefangennahm, stieg ich ein in den Chor, der euch verhöhnte und verbal zerfetzte, ich machte mich lustig über euer gefühlt altbackenes Image und den Akzent von Klaus. Als wären nicht der griechische Akzent von Nana Mouskouri und der französische von Mireille Mathieu gerade erst der Kaufanreiz für Millionen Fans im deutsschprachigen Raum.
Dabei wollte ich doch nie mit dem Strom schwimmen. Aber gut, ich besann mich vor einigen Jahren wieder, dachte an all die Momente in den 1980ern, als die Band „Eisenherz“ aus Frankfurt (Oder) am Strand des Helenesee live „Big City Nights“ spielte und ich mit Netzhemd und Röhrenjeans in den Spagat ging und headbangte, dabei Luftgitarre spielte, was nur das Zeug hielt.
Scorpions, ich liebe euch. Für immer.

(merula)